Um die Ideen systematisch zu bewerten, wurden Bewertungskriterien für zentrale Aspekte entworfen. Im Folgenden stellen wir die einzelnen Kategorien kurz vor.
Wirkebenen
Auf welche Art und Weise wirkt diese Intervention?
Um die Effektivität von Interventionen gegen Einsamkeit zu messen ist es notwendig, die Vielzahl der Maßnahmen in übergeordneten Gruppen zu kategorisieren. Aus der Literatur lassen sich folgende Wirkebenen extrahieren:
- Schaffen von Gelegenheiten für soziale Interaktion
Interventionen, die Einsamkeitsgefühle durch die allgemeine Gelegenheit zur sozialen Interaktion reduzieren. - Gezielte soziale Unterstützung
Interventionen, die einsame Menschen durch gezielte Kontakte und Unterstützungsformate ansprechen. - Verbesserung sozialer Fähigkeiten
Interventionen, die Einsamkeit durch das Training von sozialen Verhaltensweisen bekämpfen. - Sozial-kognitive Trainingsintervention
Die Intervention befähigt den/die KlientIn, psychologische Denkmuster zur Einsamkeit zu durchbrechen.
Lesen Sie dazu ausführlich unsere Ausarbeitung über Einsamkeitsgefühle.
Zielgruppe
Wer soll mit dieser Intervention erreicht werden?
Einige Interventionen setzen bestimmte Fähigkeiten oder Ressourcen voraus, weshalb sie möglicherweise nicht für alle Zielgruppen (gleich) geeignet sind. Als wesentliche Zielgruppen haben wir unterschieden:
- Kinder/Jugendliche
Als “digital natives”, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, verfügen junge Menschen über digitale Werkzeuge und Kenntnisse, um in Corona-Zeiten in Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig wird ihr Alltag durch die Pandemie in besonderem Maße eingeschränkt (z.B. durch Schulschließungen und Wegfall von Sport- und Freizeitaktivitäten). - Senioren
Für diese Zielgruppe ist eine Infektion möglicherweise mit einem besonderen Gesundheitsrisiko verbunden. Besonders Alleinstehende und BewohnerInnen von Altenpflegeeinrichtungen sind von der Isolation besonders betroffen. - Menschen mit Behinderung
Für Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung stellt das Aufsuchen von Institutionen und Orten aufgrund von mangelnder Barrierefreiheit nicht selten eine Herausforderung dar. Zugleich zählen Sie häufig zur Risikogruppe. - Menschen mit Demenz
Obwohl Demenz streng genommen zu den psychischen Behinderungen gehört, haben wir demente Menschen aufgrund ihres speziellen Unterstützungsbedarfes als eigene Zielgruppe identifiziert.
Gruppengröße
Für wie viele Personen ist diese Intervention ausgelegt?
Weil die Einhaltung von Abstand ein wichtiger Bestandteil des Infektionsschutzes ist, können viele Gruppenangebote nicht wie gewohnt stattfinden. Dennoch gibt es Interventionen, die eine Interaktion in Gruppengefügen ermöglichen:
- Einzelpersonen
Diese Intervention ist für einzelne Personen geeignet. - Kleingruppe
Diese Intervention kann von kleinen Gruppen (ca. zwei bis 10 Personen) genutzt werden. - Großgruppe
Diese Intervention kann von größeren Gruppen (mehr als ca. 10 Personen) genutzt werden.
Netzwerk
Mit welchen Personen tritt man im Rahmen dieser Intervention in Kontakt?
Als “soziales Netzwerk” wird das Beziehungsgeflecht eines Menschen zu anderen Menschen, aber auch zu Institutionen bezeichnet. Je “näher” eine Person einer anderenist, desto wirksamer ist ein Kontakt zu dieser Person als Intervention gegen Einsamkeit. Die Netzwerkebenen lassen sich wie folgt unterscheiden:
- Direkt
Als “direktes” Netzwerk zählen vertraute Interaktionspartner wie Freunde, Familie und Nachbarn. - Nah
Zum “nahen” Netzwerk gehören Personen und Institutionen, mit denen es eine regelmäßige (professionelle) Interaktion gibt. Dazu können beispielsweise Dienstleister (z.B. Friseur) oder Mitarbeitende der Quartiersarbeit gehören. - Weit
Das “weite” Netzwerk bezeichnet seltene Interaktionspartner, aber auch gänzlich unbekannte Kontakte.
Kosten
In welchem Umfang fallen Kosten für diese Intervention an?
Die Möglichkeiten, die beschriebenen Interventionen auch umzusetzen, sind häufig abhängig von den Kosten, die damit verbunden sind. Die tatsächlichen Kosten sind oft von verschiedenen Faktoren abhängig, so dass die Einteilung nur eine grobe Einschätzung wiedergibt.
- Günstig
Diese Intervention ist sehr erschwinglich, oder sogar kostenfrei. Sie kann in der Regel mit den vorhandenen Mitteln durchgeführt werden. - Mittel
Diese Intervention ist mit überschaubaren Kosten verbunden. - Teuer
Diese Intervention ist mit verhältnismäßig hohen Kosten verbunden. Eine Investition sollte gut überlegt werden.
Setting
In welchem Wohnumfeld wird diese Intervention durchgeführt?
Je nach Wohn- und Arbeitsumfeld können Interventionen in unterschiedlichem Maße wirken. Besonders, wenn eine Person in einem professionellen Kontext ambulant oder stationär betreut wird, sind andere Interventionen sinnvoll und hilfreich.
- Häuslicher Kontext
Diese Intervention kann im häuslichen Kontext durchgeführt werden, ohne Kontakt zu Außenstehenden. - Ambulanter Kontext
Diese Intervention kann im Kontext einer ambulanten Versorgung umgesetzt werden (z.B. SPFH, Pflegedienst, Quartiersarbeit). - Stationärer Kontext
Diese Intervention kann im Kontext einer stationären Versorgung umgesetzt werden (z.B. Pflegeheim, stationäre Jugendhilfe).
Barrierefreiheit
In welchem Maße ist diese Intervention barrierefrei?
Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen können einige Interventionen nicht uneingeschränkt nutzen. Kann eine Nutzung durch Unterstützung gewährleistet werden, wird die Intervention als “barrierearm” eingestuft.
- Barrierefrei
Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung können diese Intervention ohne Unterstützung nutzen. - Barrierearm
Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung benötigen bei dieser Intervention möglicherweise Unterstützung. - Nicht barrierefrei
Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung können diese Intervention möglicherweise nicht nutzen.
Viele Interventionen können auf kreative Weise adaptiert werden, um auch andere Gruppen und Anwendungszwecke zu erreichen. Lesen Sie dazu unseren Leitfaden für die Gestaltung von wirksamen Interventionen.