Wenn face-to-face-Kontakte nicht oder nicht im gewünschten Umfang möglich sind, gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf digitalem Wege miteinander in Kontakt zu treten. Im Folgenden sollen die darüber hinaus gehenden Möglichkeiten beschrieben werden, die digitale Kommunikationskanäle eröffnen.
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka
Formen
Ähnlich wie beim Briefkontakt ist auch auf digitalem Wege eine zeitversetzte, asynchrone Kommunikation möglich. So können etwa über Messenger Sprach- oder Videonachrichten hinterlassen werden, die dann später und auch mehrfach angehört und angesehen werden können. Hier sind z.B. auch Aufnahmen und ‚Videobotschaften‘ von besonderen Anlässen, Veranstaltungen, Orten etc. möglich.
Eine intensivere Kommunikation ermöglicht der synchrone Austausch über digitale Medien, insbesondere wenn er videobasiert erfolgt. Neben der klassischen Form der Videotelefonie sind hier auch kreative Formen der Nutzung denkbar, die eine stärkere Teilhabe am jeweiligen Alltag ermöglichen. So können abwesende Personen bspw. über Notebook mit Webcam mit am Tisch platziert werden und so virtuell bspw. am Abendessen teilnehmen. Auch andere Aktivitäten des Alltags können so miteinander geteilt werden. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt!
Welche Voraussetzungen gibt es?
In stationären Kontexten bietet es sich an, die KlientInnen, BewohnerInnen und PatientInnen bei der Nutzung digitaler Kommunikation zu unterstützen. Dafür sollten, nach Möglichkeit Endgeräte und ein Internetzugang bzw. WLAN bereit gestellt werden. Insbesondere Tablets mit den entsprechenden Anwendungen eignen sich gut und ermöglichen nach kurzer Einführung und Hilfestellung auch Personen, die mit der digitalen Welt gänzlich unvertraut sind, digital zu kommunizieren. Für die digitale Kommunikation werden in der Regel (mobile) Endgeräte, wie zum Beispiel Smartphones, Tablets oder Notebooks genutzt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Anwendungen, die Messaging und Videotelefonie unterstützen, wie zum Beispiel:
- Telegram
- Skype
- Zoom
- Facetime
Weitere Umsetzungsbeispiele
[section=Videobotschaften]
Kleine Botschaften können über Video aufgezeichnet und an Familie und Freunde versendet werden.
[endsection]
[section=Digitale Briefe]
E-Mails sind sozusagen das digitale Gegenstück zum Brief. Sie können bequem von den meisten internetfähigen Geräten verschickt werden.
[endsection]
[section=Videotelefonie]
- Gemeinsames schauen von Streams und Konzerten per Videotelefonie.
- Gemeinsame Sportliche Aktivitäten mittels Videotelefonie.
[endsection]
Vermutete Wirksamkeit
Digitale Kommunikation dient in erster Linie dazu Gelegenheiten zur Interaktion zu schaffen. Aus der wissenschaftlichen Forschung geht hervor, dass dieser Interventionstyp für sich genommen nicht in der Lage ist Einsamkeitsgefühle in bedeutendem Maße zu reduzieren. Insofern empfiehlt es sich, diese Intervention in gezielte soziale Unterstützung einzubinden. Einsamkeitsgefühle können eher reduziert werden, wenn die Personen gezielt Kontakt zu Personen, zu denen sie eine persönlich bedeutsame Beziehung haben, halten.
[section=Experteneinschätzung: Prof. Bamberg]
Digitale Kommunikationsmedien an sich sind erst einmal ein Medium zur Kontaktaufnahme, also der Initiierung sozialer Interaktion. So gesehen ist das Bereitstellen von Messenger-Diensten und Videokonferenzsystemen ein Beispiel für den Interventionstyp „Schaffen von mehr Gelegenheiten für soziale Interaktion“ , der nach Masi et al. (2011) alleine zu keiner signifikanten Reduktion von Einsamkeitsgefühlen führt. Vor dem Hintergrund der sozialen Identitätstheorie ist das Bereitstellen und die Nutzung digitaler Kommunikationsmedien vermutlich wirksamer, wenn gleichzeitig den BewohnerInnen geholfen wird, für sie persönlich bedeutsame Menschen/ Gruppen zu identifizieren, mit denen sie in Kontakt treten wollen. In dem Text „Wie entwickele ich wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit?“ stellen wir ein theoriebasiertes, empirisch evaluiertes Konzept für so ein Vorgehen dar.
[endsection]