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Kochen und Backen – Gemeinschaft geht durch den Magen

Das (gemeinsame) Kochen ist in vielen Haushalten ein etabliertes alltägliches Ritual. Das Kochen und gemeinsame Essen in gemütlicher Atmosphäre bietet eine gute Gelegenheit miteinander zu reden und sich auszutauschen. Das stärkt auch die Verbindung zur Familie und liebgewonnenen Menschen.

Gerade BewohnerInnen stationärer Einrichtungen kämpfen mit Einsamkeitsgefühlen, wenn der gemeinsame Restaurantbesuch oder das sonntägliche Essen mit der Familie aufgrund der Kontaktbeschränkungen ausfallen müssen. Im Folgenden sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie trotz der Beschränkungen das gemeinsame Kochen und Essen nicht zu kurz kommen.

Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus.

Sprichwort

Formen

Die systematische Planung und Durchführung von Koch- und Backangeboten ist ein gutes Mittel, um Abwechslung in den Alltag von BewohnerInnen (teil)stationärer Wohnformen zu bringen. 

Gerade Gruppenangebote bieten die Möglichkeit, sich selbstbestimmt mit einzubringen und Kontakt zu anderen BewohnerInnen zu knüpfen oder zu pflegen. So kann auch ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft entstehen. Auch die eigene Biografie kann hier zum Tragen kommen, wenn die Beteiligten über Lieblingsgerichte der Kindheit- und Jugend gemeinsame Bezugspunkte finden und sich so auch an frühere Zeiten erinnern.

Kochangebote sollten von den BewohnerInnen mitbestimmt werden, indem sie zum Beispiel entscheiden, was gekocht oder gebacken wird. Auch die Abstimmung über besondere kulinarische Events, wie zum Beispiel Themenabende sollten hier mit einbezogen werden.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Kochangebote setzen eine geeignete Küchenausstattung voraus. Diese kann nach Bedarf auch durch mobile elektrische Geräte, wie zum Beispiel Kochplatten, Heißluftfritteusen, Mini-Backöfen, etc. ersetzt werden. 

Im (teil)stationären Wohnbereich herrschen über die allgemeinen Maßnahmen gegen Corona besondere Bestimmungen der Lebensmittelhygiene und -Verarbeitung. Diese gilt es unbedingt zu beachten.

Weitere Umsetzungsbeispiele

[section=Rezept Weitergabe]

Ältere Generationen können ihre Rezepte an die jüngere Generation weitergeben. So können die Gerichte nachgekocht oder nachgebacken werden. Je nach Rezept können zum Beispiel nachgebackene Kuchen oder Plätzchen per Postweg zum Probieren verschickt oder vorbeigebracht werden. Hier können digitale Hilfsmittel zu trage kommen, indem sich gegenseitig per Video-Telefonie beim Kochen unterstützt wird.

ZielgruppeKinder/Jugendliche | Senioren
Menschen mit Behinderungen | Menschen mit Demenz
Art der Maßnahmesoziale Aktivität | organisatorische Maßnahme | Digitale Maßnahme
GruppengrößeKleingruppe
Netzwerkdirektes Umfeld | nahes Umfeld
Wohnumfeldhäuslich | stationär
Barrierefreiheitbarrierearm | barrierefrei
Kostengering | mittel
Legende: zutreffend | begrenzt zutreffend

[endsection]

Vermutete Wirksamkeit

Kochangebote fallen unter den Interventionstyp der gezielten sozialen Unterstützung. Diese Intervention ist an sich in der Lage Einsamkeitsgefühle zu reduzieren, allerdings tut sie das nur in einem geringen Maße.

Um den Effekt der Intervention zu verstärken wäre es möglich, die TeilnehmerInnen aktiv an der Auswahl einzubeziehen und die Aktivitäten für Gruppen anzubieten. So entstehen soziale Prozesse, die dazu führen können, dass die TeilnehmerInnen sich als anerkanntes und geschätztes Mitglied einer Gruppe fühlen. Letzteres ist sehr wirksam, um Gefühle von Einsamkeit zu reduzieren.

[section=Experteneinschätzung: Prof. Bamberg]

Kochen ist eine Freizeitaktivität und damit ein Beispiel für den von Masi et al. (2011) als „gezielte soziale Unterstützung“ bezeichneten Interventionstyp. Es gilt, dass sich der Einsamkeitsgefühle reduzierende Effekt von Kochaktivitäten vermutlich deutlich erhöht, wenn man die TeilnehmerInnen aktiv an der Organisation und Gestaltung der Kochaktivitäten (Welches Gericht wie für wen?) beteiligt, Kochen als gemeinsame Gruppenaktivität organisiert und dabei auf die aktive Initiierung/ Unterstützung von Gruppenbildungs- und Identifikationsprozessen achtet. Nach der Meta-Analyse von Steffens et al. (2019, siehe Text) ist das Gefühl, ein anerkanntes und akzeptiertes Mitglied einer persönlich bedeutsamen sozialen Gruppe zu sein, eine Erfahrung, die Einsamkeitsgefühle sehr effektiv reduziert. In dem Text „Wie entwickele ich wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit?“ stellen wir ein theoriebasiertes, empirisch evaluiertes Konzept für so ein Vorgehen dar.

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CategoriesAllgemein

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