In Zeiten von Corona leiden insbesondere auch gemeinsame Freizeitaktivitäten mit Familie und Freunden unter dem Kontaktverbot.
Aktivitäten wie Spazieren gehen, in einem Café sitzen oder auch der Kinobesuch sind nicht mehr so möglich wie gewohnt. Dabei spielen Freizeitaktivitäten eine große Rolle als Gegengewicht zum alltäglichen Stress.
Freizeitaktivitäten sind zudem ein Ausdruck der eigenen Individualität: Wir finden uns in unseren Hobbys wieder und suchen uns Aktivitäten aus, die uns Spaß machen und uns unterhalten. Wir knüpfen neue Freund- und Bekanntschaften und festigen unsere Bindungen zu den Menschen, mit denen wir die Aktivitäten ausüben.
Das Vergnügen macht sich über kurz oder lang immer bezahlt.
William Shakespeare
Formen
Viele gemeinsame Aktivitäten können dank digitaler Technologien heutzutage auch online gemeinsam ausgeführt werden. Video-Telefonie ermöglicht es z.B. einen Film gemeinsam mit Familie und Freunden anzuschauen. Während des Filmes kann man sich gegenseitig sehen und den Film kommentieren. Video-Telefonie eröffnet so im Prinzip die Möglichkeit beiläufig Zeit miteinander zu verbringen und Alltagsrituale zu pflegen.
Dennoch muss die Freizeitgestaltung nicht zwangsläufig digital stattfinden. Analoge Angebote können unter Einhaltung der behördlichen Bestimmungen und der Hygieneauflagen auch durchgeführt werden.
Auf diese Weise können (teil-)stationäre Einrichtungen den BewohnerInnen Angebote zur Freizeitgestaltung im eigenen Wohnumfeld anbieten.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Die Freizeitaktivitäten dienen dem Zeitvertreib. Nun heißt es kreativ werden! Lässt sich ein beliebtes Brettspiel möglicherweise Corona- konform umsetzen? Wie lässt sich die Langeweile durch den Lockdown und die mangelnden Aktivitäten am besten bekämpfen?
Einige Ideen sind aufwändiger, andere funktionieren fast ohne Material und Aufwand!
Weitere Umsetzungsbeispiele
Eine Maßnahme zur Förderung von Freizeitaktivitäten ist die Umgestaltungen von Räumlichkeiten im Wohnumfeld.
[section=Mobile Eisdiele]
Ein Transporter des ansässigen Fahrdienstes wird zur rollenden Eisdiele umgewandelt, der die verschiedenen Einrichtungen mit süßen Leckereien versorgt.
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[section=Nähwerkstatt]
Besprechungsräume können zu Nähwerkstätten umfunktioniert werden. Das dort stattfindende Nähen von Alltagsmasken kann auch gemeinschafts- und sinnstiftend sein.
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[section=Spieleabende]
Eine weitere gemeinsame Aktivität sind Spieleabende wie Bingo-Abende, diese können ganz einfach durch Einhaltung der Hygienemaßnahmen in Institutionen veranstaltet werden.
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[section=Musikalische Angebote]
Hierzu haben wir Maßnahmen in unserer Rubrik Musik gesammelt.
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[section=Sportliche Angebote]
Hierzu haben wir Maßnahmen in unserer Rubrik Sport gesammelt.
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[section=Gemeinsames Kochen]
Hierzu haben wir Maßnahmen in unserer Rubrik Kochen gesammelt.
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Vermutete Wirksamkeit
Das Angebot zur Erhaltung von Freizeitaktivitäten fällt unter den Interventionstyp der gezielten sozialen Unterstützung. Diese Intervention ist an sich in der Lage Einsamkeitsgefühle zu reduzieren, allerdings tut sie das nur in einem geringen Maße.
Um den Effekt der Intervention zu verstärken wäre es möglich, die TeilnehmerInnen aktiv an der Auswahl einzubeziehen und die Aktivitäten für Gruppen anzubieten. So entstehen soziale Prozesse, die dazu führen können, dass die TeilnehmerInnen sich als anerkanntes und geschätztes Mitglied einer Gruppe fühlen. Letzteres ist sehr wirksam, um Gefühle von Einsamkeit zu reduzieren.
[section=Experteneinschätzung: Prof. Bamberg]
„Organisierte Freizeitaktivitäten sind Beispiele für die von Masi et al. (2011) als „gezielte soziale Unterstützung“ bezeichneten Interventionstyp. Ihre Meta-Analyse belegt einen statistisch signifikanten, aber nicht sehr starken Effekt dieser Maßnahme. Der einsamkeitsreduzierende Effekt dieses Interventionstyps lässt sich vermutlich erhöhen, wenn man die TeilnehmerInnen aktiv an der Auswahl und Organisation der Freizeitaktivität beteiligt, die Freizeitaktivität als Gruppenaktivität organisiert und dabei aktiv auf die Initiierung von Gruppenbildungs- und Identifikationsprozessen achtet. Nach der Meta-Analyse von Steffens et al. (2019, siehe Text) ist das Gefühl, ein anerkanntes und akzeptiertes Mitglied einer persönlich bedeutsamen sozialen Gruppe zu sein eine sehr effektiv Einsamkeitsgefühle reduzierende Erfahrung. In dem Text „Wie entwickele ich wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit?“ stellen wir ein theoriebasiertes, empirisch evaluiertes Konzept für so ein Vorgehen dar.“
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