Musik, oder gemeinsames Musizieren, spielt im Alltag vieler Menschen eine wiederkehrende Rolle. Neben aktiven musikalischen Angeboten wie bei Chören, mussten auch passive musikalische Angebote, wie Konzerte oder Tanzveranstaltungen, aufgrund des erhöhten Ausstoßes von Aerosolen an vielen Orten pausiert werden.
Besonders als Freizeitaktivität findet sich die Musik jedoch in vielen Kontexten wieder. Gemeinsames Singen wird von Kindertagesstätten bis hin zu Einrichtungen der Altenpflege praktiziert und spielt daher auch eine große Rolle für das Empfinden von Gemeinschaft und verbindet Menschen miteinander.
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.
Friedrich Nietzsche
Formen
Die Szenen aus Italien gingen Anfang des Jahres um die Welt. Ganze Wohnblöcke musizierten gemeinsam auf ihren Balkonen. Im Vorfeld hatte die Straßenband FanfaRome dazu aufgerufen.
Zentrale Voraussetzung für gemeinsames Musizieren ist eine synchrone Abstimmung der MusikerInnen. Corona-konforme Musikangebote sind deshalb aufgrund des Sicherheitsabstandes und der räumlichen Distanz zwischen den Musikern nicht einfach zu ermöglichen.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Musikalische Angebote unterschiedlicher Formate sind möglich, wenn die Voraussetzungen der aktuellen Corona-Schutz-Verordnung erfüllt werden können. Diese können Limitationen bezüglich der teilnehmenden Personen und der Örtlichkeit enthalten. Die Gefahr von einer Infektion über Aerosole ist bei Gesang und fehlendem Abstand besonders hoch.
Weitere Umsetzungsbeispiele
[section=Hofkonzerte]
Unter Einhaltung von Hygienemaßnehmen können in Institutionen Hofkonzerte veranstaltet werden.
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[section=Chorvideos]
Über Plattformen für Videokonferenzen treffen sich Chöre zu digitalen Chorproben und Konzerten. Eine Herausforderung besteht dabei in den Latenzen (Kleine Verzögerungen in der Übertragung), die dabei auftreten können. Hier finden Sie Ideen, wie musikalische Proben auch über das Internet gelingen.
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[section=Orgel-LKW]
Der Orgelstar Cameron Carpenter gab von einem LKW aus vor verschiedenen Hilfeeinrichtungen Live-Konzerte.
[endsection]
[section=DJs per Videoschaltung]
Per Livestream schalten sich DJs direkt ins Wohnzimmer, Parties für zuhause. Ob lokale Veranstalter oder weltweite Streams, zum Beispiel auf der Videoplattform twitch, für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei!
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Vermutete Wirksamkeit
Einsamkeitsgefühle werden wahrscheinlich weniger durch passiver Musikhören reduziert. Einen höheren Effekt haben Gruppenangebote, die – nach dem Interventionstypus der gezielten sozialen Unterstützung – durchgeführt werden. Auch hier bieten sich Gelegenheiten zur Gruppenbildung, sodass TeilnehmerInnen sich als geschätztes und wichtiges Mitglied einer sozialen Gruppe identifizieren und sich somit weniger einsam fühlen.
In der Praxis kann dies die Teilnahme an einer Band, einem Chor oder einem Singkreis bedeuten. Auch gemeinschaftliche Singangebote (teil-)stationärer Einrichtungen können hierunter fallen.
[section=Experteneinschätzung: Prof. Bamberg]
Vor dem Hintergrund der sozialen Identitätstheorie ist der Einsamkeitsgefühle reduzierende Effekt von passivem Musikhören alleine skeptisch einzuschätzen. Einsamkeitsgefühle reduzierend sind danach die mit Musik hören/ selber machen verbundenen sozialen Interaktionen. Auch hier gilt, dass sich der Einsamkeitsgefühle reduzierende Effekt dieses Interventionstyps vermutlich deutlich erhöht, wenn man die TeilnehmerInnen aktiv an der Organisation und Gestaltung von Aktivitäten zum Musik hören/ selber machen beteiligt, diese als Gruppenaktivität organisiert und dabei auf die aktive Initiierung/ Unterstützung von Gruppenbildungs- und Identifikationsprozessen achtet. Gerade die Mitgliedschaft in einem Singkreis, Chor oder eine Band ist oft mit dem Gefühl, ein anerkanntes und akzeptiertes Mitglied einer persönlich bedeutsamen sozialen Gruppe zu sein, verbunden. Ein Gefühl, das sehr effektiv Einsamkeitsgefühle reduziert. In dem Text „Wie entwickele ich wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit?“ stellen wir ein theoriebasiertes, empirisch evaluiertes Konzept für so ein Vorgehen dar.
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Schade, dass hier keine Plattformen genannt werden. Gerade für musikalische Aktivitäten sind die meisten Videoplattformen wie Zoom denkbar ungeeignet. Wer jemals versucht hat gemeinsam per Video oder Telefon zu singen, wird bemerken, dass es auf Grund von Latenz nur möglich ist, wenn man alle anderen stumm schaltet. Dadurch verschwindet aber die gemeinschaftliche Aktivität.
Herzlichen Dank für Ihren Hinweis. Ich habe einen entsprechenden Link eingefügt.